Wo immer du hingehst: der Himmel hat dieselbe Farbe. (Aus Persien)

Lucky Punch

Noch einmal Liebe, noch einmal Leben

Drama / Roadmovie über das Abschiednehmen und Loslassen.

Der K.o. kommt plötzlich und unerwartet. Für Henk und alle anderen. So unverhofft wie für einen Boxer in der 12. Runde der „Lucky Punch“. Aber er bleibt nicht lange liegen, dazu ist die Zeit zu knapp und zu kostbar, schnell steht Henk wieder auf den Beinen, mitten im Leben. Klarer und fester als zuvor. Er will sein Leben noch einmal ändern, nicht von vorne anfangen, dafür ist er mit seinen 73 Jahren zu alt, aber ändern. Nicht untätig auf das Ende warten, sondern die wenige Zeit, die ihm noch bleibt, nutzen und Abschied nehmen. Von allen geliebten Menschen und von allen Dingen, die ihm wichtig sind.
Das ist vielleicht das Gute und Tröstliche an der Diagnose seiner tödlichen Krankheit, dass sie ihm noch die Zeit lässt, sich zu verabschieden. Nicht hadern und sein Leben verlängern will er, sondern bewusst leben und seinem Tod entgegen gehen, anstatt zu versuchen, ihm auszuweichen. Er will ihn näher kennenlernen und sehen, was er mit ihm macht. Er will nicht plötzlich von der Bühne abtreten, sondern noch eine gelungene Abschiedsvorstellung geben, etwas Sinnvolles tun, noch ein Ausrufezeichen hinter sein Leben setzen! Das letzte geheimnisvolle Abenteuer wagen.
Henk hat Glück im Unglück. Er lernt Charlotte kennen. Auch sie liegt am Boden und versucht aufzustehen. Das Schicksal hat bei ihr noch unbarmherziger zugeschlagen. Sie hat alles verloren, wofür sie gelebt und was sie geliebt hat. Ihre zwei Söhne David und Daniel und ihren Mann Rainier. Mit ihren 63 Jahren muss sie jetzt noch einmal mit ihrer Hände Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. Sie arbeitet tagsüber in einem Altersheim und neuerdings nachts auch in einem noblen Bordell.
Der Film beginnt außerhalb Amsterdams auf einem Grachtenboot, auf dem Henk unterwegs zu diesem Altersheim ist, das er sich des lieben Friedens willen mit seinem einzigen Sohn Fred und seiner Schwiegertochter Annika ansehen will. Für ihn ist das keine gute denkbare Lösung, aber seine Schwiegertochter will ihn dort unbedingt jetzt schon unterbringen, so dass sie nicht eines Tages für ihn sorgen muss. Genauso hat sie ihre Tochter Inneke, die leicht geistig- und lernbehindert ist, in ein Heim abgegeben.
Beide Schicksale würden in ihren Augen einer Karriere als erfolgreiche Galeristin im Wege stehen. Zumindest solange sie noch verheiratet ist.  Ihr Mann Fred hat nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren.
Dort in dem Altersheim kommt es zum ersten und schon entscheidenden Blickkontakt zwischen Charlotte und Henk. Sehr kurz, aber lange genug, um bei Beiden einen tiefen Eindruck zu hinterlassen. Kurze Zeit später treffen sie ein zweites Mal in dem Bordell aufeinander, in dem sich auch Henk in letzter Zeit öfter aufhält. Der Inhaber ist ein uralter Schulfreund von ihm und Henk fühlt sich dort geborgen, fast wie zu Hause. Er berät die meist ausländischen Mädchen rein ehrenamtlich in Finanz- aber auch in Lebensfragen und steht ihnen auch menschlich sehr zur Seite.
Beide fühlen sich vom ersten Moment an wie magisch angezogen. Für die Zwei wird es noch einmal die ganz große Liebe ihres Lebens. Obwohl beide noch wenig voneinander wissen machen sie sofort Pläne und beginnen zu träumen. Charlotte´s größter Traum ist ein kleines Haus mit einer großen Terrasse zum Meer. Aber Charlotte muss sehr schnell durch Zufall erfahren, dass Henk Blutkrebs hat, sich unter keinen Umständen behandeln lassen will und seine Zeit nur noch begrenzt ist.
Sie hat bereits mit dieser tückischen Krankheit schmerzhafte Erfahrung gemacht, ihr jüngster Sohn Daniel ist daran gestorben. Trotzdem will sie diesem neuerlichen Albtraum nicht aus dem Wege gehen und Henk auf seinem schweren Gang begleiten.
Henk allerdings ahnt weder ihr Wissen um seine Krankheit noch ihren Entschluss, aber auch er erkennt in Charlotte sofort seine neue Lebensaufgabe. Er will ihr helfen, wieder auf die Beine zu kommen und mitwirken, ihr ihren Lebenstraum zu erfüllen. Er braucht diese Aufgabe jetzt dringender denn je für sein noch verbleibendes kurzes Leben. Nicht versorgt will er sein, sondern sich selber um Jemanden sorgen dürfen. Dieser Gedanke verleiht ihm augenblicklich große neue Kraft.
Hier im Bordell kommt es auch zum ersten großen Wendepunkt des Films. Eine eher übliche Razzia verändert alles. Einer der Stammkunden, der weltberühmte Künstler
Eric C., ist zufällig anwesend, möchte aber vor der Öffentlichkeit verständlicherweise unerkannt bleiben. Fluchtartig macht er sich für kurze Zeit unsichtbar und lässt sicherheitshalber Rauschgift und Diamanten in beträchtlichem Wert in seiner für die Nacht gebuchten Suite zurück.
Ausgerechnet Charlotte findet das brisante Versteck und zeigt es Henk, der ebenfalls heute anwesend ist. Henk trifft sofort eine Entscheidung, er will die Diamanten behalten, sieht darin eine große Chance für sie beide und nimmt Charlotte die Verantwortung ab. Er entledigt sich allerdings des Rauschgifts und will nur die Steine für ihr neues gemeinsames Leben behalten. Charlotte hat größte moralische Skrupel, sie will zunächst nicht mitmachen. Erst als Henk sich auf Charlotte´s Drängen hin darauf einlässt, die Steine für seine Krankheit einzusetzen, lässt sie sich widerwillig auf Henk´s Plan ein.
Sie wollen Amsterdam verlassen, ein neues gemeinsames Leben beginnen.  Das bedeutet erst einmal groß Abschied nehmen. Henk von seinem Sohn Fred und seinem Enkelkind Inneke. Charlotte von ihrer älteren Schwester Carla und ihrer Geburtsstadt Amsterdam.
Sie lösen alles auf, auch ihren Wohnsitz und verkaufen fast alles, was sie besitzen. Nur von seiner ererbten und so geliebten Geige kann sich Henk nicht trennen.
Ihr erstes Ziel ist New York auf dem Weg nach Chicago, wo Charlotte´s jüngere Schwester Marijke mit ihrem Mann Tom wohnen. Dort, am weltberühmten Chicago Medical Center, das führend bei der Erforschung seiner Krebsart sein soll, will sich Henk noch einmal intensiv von Spezialisten untersuchen lassen. Er musste es schließlich Charlotte versprechen, obwohl er selbst sich nicht viel davon verspricht.
Für Henk wird es eine intensive innere Reise. Er kennt so gut wie die ganze Welt. Er ist beruflich Zeit seines Lebens gereist, hat allerdings außer Zahlen und Geschäftsleuten wenig von den einzelnen Ländern und Städten kennengelernt. Deshalb war es immer sein Traum, noch einmal eine Weltreise zu machen und sich dabei die in seiner Erinnerung schönsten Orte in aller Muße anzusehen. Dieses Vorhaben hatte er immer wieder verschoben, bis es jetzt zu spät ist. Seine Kräfte und sein Interesse schwinden.
Für Charlotte findet das große Abenteuer allerdings im Außen statt. Sie hat sich noch nie weiter als ein paar hundert Kilometer von Amsterdam entfernt bewegt, ist noch nie geflogen und hatte bisher in ihrer Mutterrolle und als Ehefrau ein erfülltes Leben. Bis die schicksalhaften Ereignisse sich förmlich überschlugen. Ganz früher wollte sie Fotografin werden, wollte die Welt bereisen, hatte Großes vor. Dann hatte sie sich doch ausschließlich für ihre Familie entschieden. Jetzt plötzlich gehen noch einmal ganz andere neue Türen auf.
Auf dem Flug nach N.Y. lernen sie Michaela kennen, früher Michael, die sich ihren Traum einer endgültigen Geschlechtsumwandlung in N.Y. erfüllen will. Sie und Charlotte haben beide entsetzliche Flugangst. Das verbindet sofort. Und Michaela hat noch einen anderen großen Traum außer ihrer Operation. Sie hat Masseur gelernt und möchte in Südindien eine weitergehende Ausbildung zum Ayurveda Therapeuten machen. Sie schwärmt von der ganzheitlichen Medizin. Auch diese Lebenseinstellung verbindet sie sofort mit Charlotte. Sie wollte damals auch bei Daniel´s Krankheit das altindische Ayurveda als Alternativ Therapie einsetzen, ihr Mann Rainier war in seiner konservativen Art strikt dagegen, er hielt gar nichts davon.
In New York tauscht Henk an der Diamantenbörse problemlos die ersten Steine ein. Dann stellen sie allerdings fest, dass es schier unmöglich ist, ein eigenes Konto zu eröffnen, ohne festen Wohnsitz und vor allen Dingen ohne festes Einkommen.  Bargeld ist hier nicht üblich und nicht gerne gesehen.
Mit Michaela verbringen Henk und Charlotte ein paar aufregende Tage in Brooklyn. Hier erfahren sie das freie Leben und wie Menschen aus aller Herren Länder sich bemühen, ihre Träume zu leben und ihren eigenen Weg zu finden. Sie würden gerne länger bleiben, aber ihre Zeit lässt es leider nicht zu.
Dann geht die Reise weiter Richtung Chicago. Später, wenn alles gut verläuft, wollen sie weiter Richtung Meer nach Kalifornien. Charlotte´s Traum nimmt langsam Konturen an. Zunächst fahren sie mit dem Greyhound, dann per Anhalter, später sogar mit dem eigenen Cabrio. Auf diese Idee kommen sie als sie von einem jungen wilden Pärchen Joe und Laurie mitgenommen werden. Beide lieben das freie Leben, außer ihrer Liebe und einer Scheckkarte brauchen sie nichts zum guten Leben. Sie sind sehr hilfsbereit und regeln mit ihrer Karte auch den Autokauf. Für Henk und Charlotte beginnen jetzt auch unbeschwerte Tage. Bis auf einen dramatischen Zwischenfall. Henk bekommt in einem Motel eine schlimme körperliche Krise. Ein Notarzt-Team kann das Schlimmste verhindern. Das ist die erste große Prüfung für Charlotte. Danach nimmt sie mehr und mehr das Steuer in die Hand.
Henk merkt als Erster, dass sie nicht alleine reisen. Schon im Flugzeug ist ihm ein schmieriger lauter kleiner Mann mit Hut aufgefallen. Erst später wird sich herausstellen, dass Harry W. ein Detektiv ist, früherer Polizist aus Amsterdam, der auch an den Diamanten sehr großes Interesse zeigt und sie seit Amsterdam auf Schritt und Tritt verfolgt. Henk und Harry beäugen sich gegenseitig, immer wieder macht der Detektiv unterwegs bewusst auf sich aufmerksam, um zu zeigen, dass er jederzeit voll im Bilde ist. Für Henk wird die Situation langsam ungemütlich und bedrohlich. Noch hatten sie keinen Kontakt, aber Henk schwant nichts Gutes.
In Chicago gibt es zunächst ein freudiges großes Wiedersehen mit Charlotte´s jüngerer Schwester Marijke und deren Mann Tom, die sich ihr Leben nach der Arbeit gut eingerichtet haben. Henk und Charlotte wird ein kleines Boot, das zu ihrem Haus gehört,  zur Verfügung gestellt, auf dem sie leben können, solange sie wollen. Aber sie wollen nur so lange bleiben, bis die medizinische Untersuchung vorüber ist. Und vor allen Dingen bis die Angelegenheit mit Harry W. geklärt ist.
Wieder einmal kommt alles ganz anders. Nach den unbeschwerten Tagen unterwegs auf dem Boot und auf dem Wasser mit Marijke und Tom naht der große Tag der Untersuchung. Henk will die Sache jetzt alleine erledigen und geht tapfer seinen versprochenen Weg ins Medical Center.
Kurz vor dem Haupteingang fängt ihn Harry W. ab, drückt ihm einen Zettel in die Hand und wünscht ihm für die Untersuchung viel Glück. Nachdenklich betritt Henk das Gebäude. Oben auf der Rolltreppe liest er den Zettel, Ort und Termin eines Treffens, verharrt kurz in seinen Gedanken und macht schließlich kehrt. Er sieht jetzt sein Leben und vor allen Dingen das von Charlotte mehr von dem Detektiv bedroht als von seiner Krankheit. Es kommt zum ersten Treffen mit Harry W. Er weiß alles, erpresst ihn und will ein Drittel der Diamanten. Sie verabreden sich ein zweites Mal.
Diesmal kommt es zum Unglück. Der halbbetrunkene Harry W. hat mitbekommen, dass sich Henk eine Pistole gekauft hat und fuchtelt mit seiner eigenen im trunkenen Übermut herum. Dabei löst sich versehentlich im Handgemenge aus seiner Pistole ein Schuss und trifft Harry W. mitten ins Herz.
Jetzt gibt es für Henk kein Zurück mehr. Auch keine Untersuchung. Das Leben von Charlotte ist ihm wichtiger als sein eigenes. Seine neuere Entscheidung kommt Charlotte´s großem Wunsch entgegen, sich jetzt doch dem altindischen Wissen, dem Ayurveda anzuvertrauen.
Sie ändern noch einmal ihre Pläne und ihr Ziel und fliegen nach Südindien. Dort erwartet sie eine völlig andere Welt. Auch eine andere Einstellung zum Leben und zum Tod. Je mehr die körperlichen Kräfte bei Henk nachlassen, desto tiefer wird der innere Frieden, der sich bei ihm breit macht. Als sie einer Verbrennungszeremonie beiwohnen, verliert Henk seine letzte Angst.
Inzwischen hat auch Charlotte die Angst vor dem Leben verloren, sie ist wieder so stark , dass sie das Zepter längst in die Hand genommen hat. Sie finden einen berühmten ayurvedischen Arzt, der Henk bei seinen Schmerzen helfen kann, ihm aber ansonsten wenig Hoffnung macht. Er weiß jetzt er hat es nicht mehr weit.
Mit letzter ihm noch verbliebener Energie kann Henk das zukünftige neue Leben für Charlotte regeln. Sie finden einen vertrauenswürdigen Diamantenhändler, eröffnen ein Konto, finden ein Ashram, in dem Charlotte später nach Henk´s Tod leben kann und vor allen Dingen ein wunderschönes Haus mit einer großen Terrasse zum Meer. Ihr lang gehegter Traum.
Von Beginn an haben Henk auf seiner Reise Möwen begleitet, als Sinnbild für Freiheit und unbändigen Lebenswillen. Jetzt sieht er nur noch Raben, die Vorboten seines Abschieds. Auf einem Ausflug auf einem Elefanten geht Henk´s Lebenskampf ganz friedlich zu Ende.
Nach einer wunderschönen Fluss-Zeremonie, bei der auch sein Sohn Fred und sein Enkelkind Inneke anwesend sind, übergibt Charlotte Fred als großes Vermächtnis Henk´s geliebte Geige, die später einmal für Inneke bestimmt ist.

 

 

 

 

Story / Exposé / Copyright by Claus von Lengerke
Radolfzell, 13.12.2018